Das erste Mal - Verdon

Auch in Europa gibt es noch unzählbar viele schöne Flecken die ich noch entdecken muss. Als Kletterin ist die Verdon eines dieser Must - Visit. Anscheinend war ich als Kind schon mal dort, doch leider bin ich einer dieser Menschen, die sich an nicht viel aus ihrer Kindheit erinnern... einzelne Erlebnisse ja, doch im Gesamten habe ich im Vergleich mit meiner Schwester, fast keine Erinnerungen mehr und so auch keine an die Verdonschlucht in Südfrankreich.

Blöderweise ist dem Magnus dieses Jahr eine Woche Island ausgefallen, nun ja, ganz so schlimm war es natürlich nicht, denn dadurch hatten wir die seltene Gelegenheit Ostern gemeinsam zu verbringen. Die Destination war schnell gefunden, die Verdon stand schon lange auf unserem Wunschzettel, doch das Wetter war noch recht unsicher, es sollte erst am Mittwoch nach Palmsonntag schön werden. Aus diesem Grund überlegten wir uns eine 1A Strategie:
Der Magnus kam am Sonntag aus Island zurück, am Montag ging es für einen Tag ins Tessin. Optimal, 4h fahren und den ganzen Nachmittag klettern. Am Dienstag das selbe Spiel, am Vormittag fuhren wir nach Oltre Finale und kletterten den ganzen Nachmittag und am Mittwoch, endlich, nach weiteren 4h Fahrt konnten wir das erste Mal Hand anlegen auf echtem verdonesquem Fels.

Das besondere in der Verdon ist, dass man bei den meisten Routen von oben abseilen muss und nach dem Ausstieg nur noch wenige Minuten zum Auto hat. Im Führer wird davor gewarnt, dass man sich ja nicht überschätzen sollte, da ein Rückzug nicht immer ganz einfach ist. Aus diesem Grund hatte ich großen Respekt vor den Routen und wir begannen mit gemütlichen Sportkletterrouten, die allesamt gut eingerichtet waren. Die meisten Touren haben so 6 bis 10 Seillängen und es sind alle Schwierigkeitsgrade vorhanden.

Die ersten Tage nutzen wir um uns in der Gegend zu orientieren, die Wände zu begutachten, die Gänsegeier zu beobachten und natürlich das schönste Schlafplatzerl zu finden. Nach zwei unglaublich schönen und gut gebohrten Routen (Zygozago, La Limite d.P.H.) wollten wir dann auch mal einen Klassiker klettern - Caca Boudin. Schnell stellte ich fest, dass meine Nerven noch nicht ganz auf Alpinklettern eingestellt waren, doch irgendwie kämpfte ich mich tapfer von Nagel zu Nagel. Jedes Mal streifte mein Blick zum nächsten Hacken und ich schüttelte den Kopf. Auch wenn es nie wirklich gefährlich war, bin ich einfach die Runouts nicht mehr gewohnt. Ich stopfte meine Finger in die Wasserlöcher und hoffte jedes Mal, dass bald, ein noch nicht sichtbares, besseres Loch kommen würde. Irgendwie schaffte ich es nach oben und fand des Standplatz in einer kleinen Höhle. Die kommenden Seillängen hatten es in sich und ich schaffte es einfach nicht frei und entspannt zu klettern. Doch oben angekommen, als sich die Spannung im Körper löste, wusste ich, dass ich genau diese Herausforderung gesucht hatte. Während einer Route, bei der man über seine Grenzen gehen muss, Selbstvertrauen haben muss und sein eigenes Können einschätzen muss, gibt es nichts anderes als den Moment. Freude und Leichtigkeit durchfließt im Nachhinein den Körper und der Geist ist frei.

Am Abend drehten wir meistens noch eine Runde durch das Dorf um Essen und Wasser zu besorgen. Da wir an unserem schönem Schlafplatz keinen guten Empfang hatten, checkten wir am Brunnen meistens auch noch unsere Nachrichten. An diesem Tag erfuhren wir von dem Tod von Hansjörg und David. Lange saßen wir schweigend da. Später bei einem Glas Wein erzählten wir uns gegenseitig Geschichten davon wann und wo wir die beiden in unserem Leben getroffen und erlebt haben. Beides außergewöhnliche Menschen, die immer freundlich waren, viel lachten und mit denen man jedes Mal eine gute Zeit hatte. Danke für diesen kleinen Momente, ihr werdet uns lachend und strahlend in Erinnerung bleiben.

Da wir nur diese eine Woche Zeit hatten, kletterten wir zwei gemütlichere, gut gebohrte Routen, anstatt einen Rasttag einzulegen. Die Ca passe ou Sarcasmes und die de l'art ou du cochon, eine schöner als die Andere. An unserem letzten Tag hatten wir dann noch einmal eine größere Tour im Blick und es war gut, dass wir sie nicht früher gemach haben, ansonsten hätte ich nämlich auf jeden Fall zwei Rasttage gebraucht, oder wäre ich  ansonsten fitter gewesen und hätte mich nicht so anstrengen müssen? Egal, es war auf jeden Fall genial!
Die Alix am Paroi du Duc stand am Programm. 10 Seillängen am Beginn der Verdonschlucht, steilste Henkelkletterei. Wer in diesem Grad unterwegs ist muss in diese Tour einsteigen, sie ist ein unglaubliches Erlebnis. Jede Seillänge ist wunderschön, es gibt Sinter, Platten, Standplätze auf Bäumen die aus der Wand wachsen, Löcher... einfach alles was sich ein Kletterherz wünscht und ein krönender Abschluss für unseren ersten Kurztrip in die Verdon.

Dankbar für die schöne Zeit und zufrieden fuhren wir am nächsten Tag im strömendem Regen nach Hause...

1. Tag im Tessin

 2. Tag: Finale

... und dann Verdon























Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sommer 2019

Altlasten ablegen