Immer anders als geplant

Geplant war die Hoch Tirol, geworden sind es drei wunderschöne Tage im Monterosa Gebiet.

Nachdem im schönen Tirol zu wenig Schnee gelegen ist, haben wir uns kurzfristig entschlossen nach Zermatt zu fahren. Spontanität hat viele Vorteile, doch auch leider einige Nachteile. Am Pfingstsonntag stieg ich ziemlich verkatert von Maria's Hochzeit zum Markus in den Bus und er chauffierte mich nach Zermatt. Am nächsten Tag, das Erwachen: Strahlend blauer Himmel und viel Zeit und Motivation das Wetter aus zu nutzen.

Wir fuhren auf das kleine Matterhorn und starteten auf 3 883m Richtung Breithorn. Schnell meisterten wir die ersten Höhenmeter und freuten uns über einen perfekten Firngrad. Nach einer kurzen Abfahrt in leider nicht so perfektem Schnee ging es weiter auf den Pollux zu. Wir betrachteten die Flanke und sahen perfekte Stapfverhältnisse und oben schöne Felsen zum Klettern. Aus diesem Grund entschieden wir uns die Steigeisen und den Pickel bei den Skiern zu lassen. Nun ja, Anfängerfehler, oder einfach nur unsere unzureichende Planung - als wir am Ende der Felsen angelangt sind, waren wir leider noch nicht auf dem Gipfel. Ein 100 Meter langer Firngrad trennte uns von ihm. Ohne Steigeisen konnten wir nun leider nicht mehr ganz nach oben steigen. Also blieben wir bei der Madonna sitzen und genossen die Aussicht. Nach dem Abstieg ging es mit den Skiern weiter zum Castor. Doch auch der Castor wollte uns nicht auf dem Gipfel haben... 200hm davor entschieden wir uns zur Umkehr, da wir schon ziemlich spät dran waren und nicht wussten wie die Abfahrt auf die Monterosahütte vom Castor aus sich gestalten würde. Safety first - also nahmen wir die gewaltige Abfahrt zwischen dem Breithorn und dem Pollux und mussten jedoch dann noch einmal zur Hütte aufsteigen. Glücklich, müde und hungrig kamen wir auf der Hütte an.


 Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht ging es weiter: die Signalkuppe war unser Ziel! Mit zügigem Tempo machten wir uns auf den Weg und ich war extrem überrascht wie gut es ging. Wir überholten einige Grüppchen und kamen dem Gipfel immer näher. Als die Signalkuppe und die Zumsteinspitze in unser Blickfeld rückten, entschieden wir uns doch zuerst auf die Zumsteinspitze zu gehen und danach eventuell noch auf die Signalkuppe. Wir rasteten unterhalb des Firngrades beim Skidepot und aßen unsere Müsliriegel. Für mich war der Firngrad ein echtes Highlight. Auch wenn ich viel in den Bergen am Weg bin, bin ich es nicht gewohnt mit Steigeisen so ausgesetzt zu gehen. Beim Abstieg musste mich der Markus sogar ans Seil nehmen, da ich mich nicht traute einfach so hinunter zu spazieren. Es ist immer wieder überraschend für mich, wie entscheidend der Kopf ist: Ohne Seil hätte ich auf allen vieren über den Grad absteigen müssen. Mit Seil spazierte ich hinunter als ob es ein Forstweg wäre. Am Skidepot angekommen musste ich mir eingestehen, dass die Höhe mir doch ziemlich zu schaffen machte. Mir war etwas schwindlig und schlecht. Gott sei dank hatte ich mit dem Markus einen super Partner der ohne meckern mit mir sofort die Abfahrt in Angriff nahm, anstatt darauf zu beharren noch auf die Signalkuppe zu gehen. Die Abfahrt war für mich ziemlich anstrengend und ich ärgerte mich einmal mehr, dass ich nicht so gut Skifahren kann wie ich gerne möchte. Bei der Hütte angelangt musste ich mich erst mal niederlegen um wieder zu Kräften zu kommen.



Am nächsten Tag in der Früh war ich immer noch sehr angeschlagen und musste mir selbst eingestehen, dass es keinen Sinn machte auf die Dufourspitze zu gehen. Stattdessen planten wir einen gemütlicheren Gipfel, von dem aus wir wieder nach Zermatt hinunter fahren konnten. Wir packten unsere Sachen und starteten auf den Cima di Jazzi. Ohne viele Höhenmetern überquerten wir den Gletscher, mussten über eine Moräne klettern und auf der anderen Seite wieder abseilen. Für mich das erste Mal mit Skieren auf dem Buckl, aber auch nicht aufregender als am Fels. Insgesamt eine wunderschöne Skitour, mit genialem rundum Blick. Ein Highlight war die anschließende Abfahrt von 2000hm vom Gipfel bis nach Zermatt. Gott sei dank war mir der Schneegott gnädig und es war von oben bis unten einfach nur geniale Verhältnisse.



Alles zusammen waren es drei absolut geniale Touren, doch...
... ich ärgerte mich darüber, dass wir einige Anfängerfehler machten
    - ich hätte die Route einfach vorher besser planen sollen
... ich ärgerte mich, dass ich die Höhe so schlecht vertragen habe
    - wir waren für mich einfach zu schnell am Weg und der vorherige Alkoholkonsum war vielleicht auch nicht optimal

Für mich ist es schwer die Erwartungen herunter zu schrauben. Ich sehe die Leute auf der Hütte und denke wenn die das geschafft haben, dann muss ich es doch auch schaffen. Wenn ich dann scheitere suche ich nach Ausreden und frage mich dann wo liegt die Wahrheit? Waren wir wirklich für die Höhe einfach zu schnell am Weg, oder bin ich einfach nicht fit genug gewesen? Vertrage ich die Höhe immer so schlecht, oder war es wirklich wegen der Durchzechten Nacht vor unserem Abenteuer?

In den ersten Tagen nach der Tour, war ich enttäuscht von mir und habe mich gar nicht richtig über diese drei wunderschönen Tage freuen können. Erst jetzt langsam merke ich, wie privilegiert wir waren. Das Wetter und die Verhältnisse waren absolut genial, ich hatte einen Bergpartner mit dem ich mich richtig gut verstanden habe und der sich gut um mich gekümmert hat und ich hatte die Chance mich selbst unter guten Bedingungen in der Höhe und auf Firngraden aus zu probieren. Es war bestimmt nicht die letzte (Ski-) Hochtour und ich werde aus meinen Fehlern lernen.

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