El Cap zum Geburtstag

Seit wir im Yosemite angekommen sind blicke ich beklommen auf den El Cap. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich die „Nose“ klettern muss. Einfach deshalb weil es die beste Route sein soll und ich mit 12 Jahren entschieden habe, dass ich sie irgendwann mal gehen möchte. Doch jetzt, wenn ich weiß, dass die Route so nah ist, habe ich echt Angst davor. Wie wird es sein auf einer Ledge zu schlafen? Wie funktioniert das Haulen? Was muss man alles mitnehmen? Was wenn zu viele Leute in der Wand sind und wir nur warten müssen? Was wenn es einfach nur viel zu heiß zum Klettern ist? Was wenn ich mitten in der Wand Panik bekomme und ich nicht mehr weiter will? Was wenn die Technostellen zu schwierig sind für mich? Und und und…
Von dem her bin ich froh, dass der Magnus gerade keinen Bock auf die Route hat da viel zu viele Leute in der Wand hängen. So kann ich mich noch körperlich und psychisch darauf vorbereiten.

Eine perfekte Vorbereitungstour haben wir an meinem Geburtstag gemacht. Doch eigentlich ist die Route zu genial, um sie als eine solche zu bezeichnen.

Westface (5.11c) – El Capitan
Auf der Westseite des El Capitan zieht eine 18 Seillängen Freikletter Route hinauf. Der Zustieg ist mit 1,5h für den El Cap recht weit, aber dafür ist sie etwas abgeschiedener als die populäreren Routen. Die Westface besitzt laut Führer 50% aller Griffe die am El Cap vorhanden sind und ist für uns Europäer ein absolutes Schmankerl: Keine Kamine und keine Offwith (weite Risse)!
Wir starteten um 5 Uhr damit wir bei Sonnenaufgang in die Tour einsteigen konnten. Als wir am Base angekommen sind sahen wir Lichter am Stand der ersten Seillänge, aber ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Sobald es hell wurde stiegen wir ein. Die ersten beiden Seillängen waren die Schwersten, doch liefen uns sehr gut hinein und bis auf das, dass wir mal im Seil saßen, konnten wir alle Züge frei klettern. Die Seilschaft vor uns zog im selben Tempo wie wir dahin und so konnten wir immer mit einer Länge Abstand genau sehen wohin unsere Route führte, reiner Luxus.
Die Tour ist ein absoluter Genuss, es gibt überall super Griffe und Tritte. Sogenannte „Chickenheads“ (sieht aus wie angeklebte Griffe) stehen überall aus der Wand, Henkel wie in der Halle teilweise.
Irgendwann im oberen Wandteil holten wir die Beiden ein und erkannten, dass es die Jungs von unserer Campsite waren. Gemeinsam kletterten wir noch die letzten paar Seillängen zum Gipfel.
Oben angekommen ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, jetzt bin ich zumindest auf dem El Cap und das auch noch zu meinem Geburtstag! Egal ob über die Nose oder nicht, jetzt steh ich hier. Mit Jan und Ge machten wir uns auf den Abstieg zu suchen, welcher nicht so leicht zu finden war. Doch nach 2,5 Stunden war auch dieser bewältigt.
Beim Auto angekommen feierten wir den genialen Tag mit einigen Bier und Natchos. 14 Stunden von Auto zu Auto, what a great (birth-) day!


Danke an alle die an meinem Geburtstag an mich gedacht haben, ich hab mich sehr über die Glückwünsche, Bilder und Videos aus der Heimat gefreut.















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