Smith
Nach dem Grenzübergang fuhren wir durch den
Washington State Richtung Index (Östlich von Seattle). Dank der Verspätung an
der Grenze kamen wir erst im Dunkeln an und es regnete in Strömen. Am nächsten
Morgen sah es leider immer noch nicht besser aus, deshalb entschieden wir uns
dieses Klettergebiet auszulassen und weiter zu reisen. Wir fuhren über den
Stevenspass und sobald wir diesen überquerten verbesserte sich auch das Wetter.
Wir fuhren immer weiter Richtung Südosten bis wir plötzlich in Bayern landeten.
Kein Witz, überall bayrische Fahnen, nett verzierte Häuschen und Stadel, Balkonblumen,
Schilder mit Mädls in Dirndln und Buaben in Lederhosen, es sah einfach genau so
aus wie in Bayern. Wir dachten, dass vielleicht deutsche Einwanderer die Stadt
so gestaltet haben, doch dies war nicht der Fall. In den 60er Jahren wollten
die Amis den Tourismus in der Stadt ankurbeln und gestalteten das Dorf in einen
Themenpark, the geman town. Und es funktioniert bis heute, die Stadt war
überlaufen von Touristen.
Nach einem kleinen Stadtspaziergang und einer Runde
klettern im nächsten Tal ging unsere Reise weiter. Wir rollten mit dem Roady
dahin bis es Dunkel wurde und parkten auf einem Platz neben dem Highway zum
Schlafen. Während wir beim Abendessen saßen, blieb direkt neben uns ein Auto stehen
und wir dachten schon, dass wir nun verjagt werden. Stattdessen erklärte uns
eine nette Frau, dass das ihr Grundstück sei und wir doch näher zum Haus fahren
sollten, da es dort leiser ist. Außerdem fühlt sie sich sicherer wenn wir etwas
weiter weg von der Straße stehen, da dies eine Hauptdrogenroute ist und ab und
zu komische Gestalten hielten. Wir folgten dem Auto der Frau, Shelley, zum Haus.
Sie fragte uns ob wir sonst noch etwas benötigten oder duschen möchten und sie
würde sich freuen wenn wir morgen zum Frühstück kommen, sie würde Organic
Pancakes für uns zubereiten. Zu Organic Pancakes sagten wir natürlich nicht
nein und gingen mit Vorfreude ins Bett.
Am nächsten Morgen weckten wir Shelley und
begutachteten ihr Haus. Baracke trifft es eher, ziemlich abgefuckt und dreckig.
Zudem hat sie eine Katze die überall ihre Haare verteilt und viele
Fruchtfliegen schwirrten in dem Wohnraum herum. Während wir uns mit Shelley
unterhielten, schlief ihr 11-jähriger Sohn auf der Couch. Es gab wie
versprochen Organic Pancakes, doch besser als das Essen war die Unterhaltung
mit Shelley. Sie war Anfang Fünfzig und hat schon einiges durch gemacht. Ihre
Einstellung ist sehr offen und Systemkritisch, da hat sie mit uns natürlich die
richtigen Gesprächspartner gefunden. Ich hab auch wirklich das Gefühl gehabt,
dass sie sich sehr freute jemanden zum Sprechen zu haben. Es war super spannend
sie über Amerika und das Leben im Hinterland auszufragen. Nach dem Frühstück
verabschiedeten wir uns und waren voll mit positiven Vibes.
Wir fuhren noch zwei Stunden zu unserem nächstem
großen Ziel:
Smith Rock State Park Oregon!
In Terrebonne angekommen peilten wir zuerst den
Klettershop an, um uns einen Führer zu kaufen. Klettern wollten wir an diesem
angebrochenen Tag nicht mehr und fuhren deshalb zu den Shannon Falls, einer
Touristenattraktion 10 Minuten von der Stadt entfernt. Nach einer netten
Wanderung entschieden wir uns auf dem Parkplatz zu schlafen und morgen in den
Statepark zu fahren.
Die gesamte Gegen hier im Hinterland von Oregon ist
eine Halbwüste und vor allem jetzt nach dem Sommer extrem trocken. Doch es gibt
einige Flüsse, die die Landschaft zerfressen und Schluchten bilden. So sind
auch die Smith Rocks entstanden, ein großer Canyon mit Türmen und Wänden die
wie fürs Klettern gemacht sind. Landschaftlich ein Genuss. Man fährt
stundenlang durch ein flaches Land und fragt sich wo sollen wir hier klettern?
Und dann biegt man um die Ecke und sieht zahlreiche Türme und Wände. Bereits am
ersten Tag hab ich mich verliebt. Der Canyon bietet so viel abwechslungsreiche
Kletterei und alle Expositionen. Zudem ist der Ausblick atemberaubend und ich
kann mich gar nicht satt sehen. Adler und andere große Vögel fliegen über der
Schlucht und gestern konnten wir im Fluss drei Fischotter beim Spielen
beobachten. Jetzt haben wir schon wieder vier geniale Klettertage hinter uns
und können es kaum erwarten den nächsten Turm/Sektor zu erkunden.
Unser neues Lager haben wir 10 Minuten außerhalb
des State Parks aufgeschlagen. Ein unglaublich schönes Plätzchen mitten in der
Pampa. Es ist unvorstellbar ruhig hier und wenn die Sonne untergegangen ist,
ist es stockdunkel und wir legen uns in die Hängematte zum Sterne schauen.
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