The Bugaboos

Nach Yamnuska ging es weiter nach Canmore (21. August). Anstatt Sightseeing zu machen bastelten wir an unserem Auto herum und beschlossen am Abend Banff und Jasper auszulassen und gleich in die Bugaboos zu reisen. Immerhin war das Wetter einfach nur genial und laut Führer ist dies vollkommen untypisch für die Bugaboos. Gletscher haben wir auch dort und Lust auf Touristen bzw. viele Menschen hatten wir eh nicht.
Also fuhren wir über Banff weiter nach Radium hinauf bis auf Brisco und dann hinein in den Provinz Park. Die Offroad Piste zum Parkplatz ist schon mal ein Erlebnis mit unserem kleinen Zuhause. 47km ging es auf einer Schotterstraße mit vielen Schlaglöchern dahin, man kann sich vorstellen wie die gesamte Einrichtung droht auseinander zu fallen.
In Canada gibt es ja bekanntlich Bären, doch dass wir auch welche sehen wenn wir unterwegs sind, habe ich nicht geglaubt. Während wir langsam die Schotterstraße hinein polterten, läuft auf einmal ein Schwarzbär auf die Straße, bleibt kurz stehen und so schnell wie er gekommen ist, springt er wieder in den Wald hinein. Ein Moment, bei dem im Nachhinein nicht gewiss ist, ob es nur Einbildung war oder nicht.

Nach langem geruckel sind wir endlich am Parkplatz angekommen und versorgten unser Auto gleich mit „Chickenwire“, damit die Stachelschweine nicht die Gummis von den Reifen fressen. Eine letzte Nacht verbrachten wir noch in unserem Bett und dann ging es auf zum Applebeecampground. Eigentlich eine schöne Wanderung, wären da nicht die gefühlten 100kg Gepäck am Rücken: Kletterausrüstung, Seile, Zelt, Schlafzeugs, Essen für eine Woche, Kocher und und und. Drei Stunden dauerte die Plagerei und dann endlich, konnten wir das geniale Panorama genießen. Von West nach Ost: Snowpatch Spire, Bugaboo Spire, Crescent Spire, Crescent Tower und Eastpost Spire. Ehrfürchtig betrachtete ich die Gipfel, die wie Zähne aus den Gletschern hervor ragen.

Nachdem ich dem Magnus etwas zügeln konnte, damit er mich nicht gleich am ersten Tag überforderte, zogen wir los zum Crescent Spire und kletterten zwei kurze Routen. Die Mc Tech Arete war mit ihren 6 Seillängen eine optimale Einsteiger Route, die ich auch ohne Probleme vorsteigen konnte. Ich bin zwar eine gute Sportkletterin, aber wenn man alles selbst absichern muss und die Stände teilweise selbst bauen muss, dann bin ich ein richtiger Hosenscheißer und komme bald keine 6a mehr hinauf. Dies bewies ich auch gleich bei der nächsten Route, der Paddle Flack, bei der ich nach meiner ersten Vorstieg Seillänge dem Magnus die Führung übergeben habe und gemütlich im Nachstieg die letzten vier Längen hinterher spazierte.
Unser zweiter Tag in den Bugaboos war leider etwas verregnet und deshalb entschlossen wir uns zurück zum Auto zu gehen, etwas zu Essen für die nächsten Tage zu holen und noch eine Nacht im feinen Bett zu verbringen.
Am Freitag erwartete uns strahlender Sonnenschein und wir starteten früh vom Parkplatz. Ohne schwerem Rucksack waren wir im Handumdrehen im Camp und planten unsere nächste Tour: Die „Vacant and Obscure“ auf den Bugaboo Spire. Die Route führte mit 13 Seillängen auf den Nordgipfel und machte ihrem Namen alle ehren. Der Fels war ziemlich flechtig und es gab einfach keine Spur (alte Hacken, alte Schlingen) von einem Vorgänger. Wieder überließ ich dem Magnus die Führung, ich hätte nie im Leben durch die Wand gefunden. Es gibt viele Risse, sowie unzählige Möglichkeiten weiter zu klettern und ohne Hacken hab ich einfach keine Orientierung wo ich hin muss. Die Kletterei war aber vom Feinsten und ich kann nicht verstehen, warum die Route nicht öfter geklettert wird. Vom Bugaboo Nordgipfel querten wir auf den Südgipfel und kletterten dann im leichten Gelände, mit ein paar Abseilern dazwischen, zum Sattel zwischen Snowpatch und Bugaboo Spire ab. Von dort noch einmal über den Gletscher zurück ins Camp. Eine anstrengende, aber wunderschöne 12h Tour.

Am nächsten Tag ging es auf zum Sunshinecrack. Eine absolut geniale Risslinie auf die Nordseite des Snowpatch und auch das erste Mal, dass ich ohne Probleme in Wechselführung klettern konnte. Es gab zwar immer noch keine Bohrhacken, aber die Risse kann man perfekt absichern und die Stände sind gebohrt. Einfach nur ein Genuss zum Klettern und für mich die Linie die geklettert werden muss wenn man in den Bugaboos ist.
Anstatt einem Ruhetag ging es am Sonntag auf den Donke’s Ear (Crescent Tower). Eigentlich eine 6 Seillängen Route, doch irgendwie waren wir nach der 4. Seillänge schon am Gipfel, worüber ich eigentlich froh war, da ich schon ziemlich ausgelaugt war. Eine wirklich feine Route bei der über den Südostgrad abgestiegen werden kann.
Fehlte nur noch der Snowpatch Südgipfel auf unserer Liste und da das Wetter einfach nur perfekt war und Rasttage total überbewertete sind, machten wir uns am Montag gleich auf den Weg. Um zum Einstieg zu gelangen mussten wir einmal rund um den Berg herum wandern, da wir den Gipfel über die Westwand klettern wollten. Dies war auch das erste Mal, dass wir die Steigeisen anziehen mussten. Bis dahin waren wir meist mit leichtem Schuhwerk am Weg, da wir nie lange über den Gletscher gehen mussten. Die „Furry Pink“ führte uns über 8 wunderschöne Seillängen auf den Südgipfel. Leider musste ich aber bereits in der ersten Länge aufgeben und dem Magnus Vorsteigen lassen, da ich einfach total kaputt war. Mir hätte ein Rasttag vielleicht gar nicht schlecht getan. Aber auch im Nachstieg war diese Route ein absolutes Highlight. Das Panorama auf das Howser Massif und die Gletscher rundherum ist einfach nur genial.
Müde und abgekämpft kamen wir am Camp an, packten unsere Sachen und marschierten zum Parkplatz. Beim Auto angekommen gönnten wir uns einen Gintonic und schliefen sofort ein.


Die Woche in den Bugaboos war für mich eine einzigartige Erfahrung. Ich hab noch nie so viele alpine Routen hintereinander geklettert, was für mich vor allem Konditionell sehr fordernd war. Doch die Mühe hat sich gelohnt, die Bugaboos sind ein Paradies für Kletterer und Alpinisten aller Art. Es gibt leichte Grate, schwere Routen, lange Touren, kurze Touren und noch viel Potenzial für Pioniere. Das Leben ist so leicht in den Bergen, es gibt nur den Augenblick, die paar Klettermeter vor einem. Am Abend ist man müde und überglücklich, da ist es egal, dass das Essen rationiert und der Schlafplatz hart ist. Das Panorama, die Ruhe, die genialen Sonnenauf- und untergänge, sowie die Tiefe Zufriedenheit entschädigen einen für die Anstrengung.















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